Bei einigen Filmen scheint es dazu zu gehören, dass sich um die Produktion
ihrer Filme stets geheimnisumwitterte Geschichten ranken. Sei es das Gerücht,
dass die Darsteller in „Nymphomaniac“ von Lars von Trier echten
Geschlechtsverkehr vor der Kamera haben mussten, oder der legendäre
Dokumentarfilm „Heart of Darkness“ über die Dreharbeiten von „Apocalypse
Now“.
Die schönste Produktionsanekdote aber, die ich in diesem Jahr gelesen habe,
kommt aus dem Jahr 1975. Als Werner Herzog seinen Film „Herz aus Glas“ drehte,
sollen beinahe sämtliche Schauspieler unter Hypnose gestanden haben. Herzog
soll dies genutzt haben, um „Menschen, wie man sie noch nie im Kino gesehen
hat“ zu schaffen. Dies ist ihm sicherlich gelungen, er schuf einen Film, der
sich vollkommen selbst entgrenzt. Die Darsteller sind langsam, der ganze
Film ist eine einzige traumwandlerische Trance, kaum irgendetwas hängt
zusammen, eine sinnliche Erzählweise gewinnt die Oberhand. Es gibt eine sehr
berühmte Micky Maus-Geschichte, in welcher das „Schwarze Phantom" den vor
dem Fernseher sitzenden Micky hypnotisiert. So wirken auch die ersten zehn
Minuten von „Herz aus Glas“, man wird förmlich an das Bild herangezogen, man
kann sich ihm kaum entziehen. Der Anfang und das Ende sind Filmpoesie, die
selbige gar nicht sein möchte. Sie drehen den Begriff „bilderbuchhafte
Landschaft“ um und erschaffen fast schon gemalte, düstere Wälder. Diese sehen
zu keiner Zeit aus, wie die wirkliche Natur, sondern immer wie eine imaginierte
Umwelt, die sich die Protagonisten, allen voran der Seher Halis, nur einbilden,
die sich so erschaffen. Die Erzählung von Wahnsinnigen ist dann an manchen
Stellen vielleicht nicht wahnsinnig genug. Herzog will am Ende wissen, ob die
Welt, ob der Menschen einen Abgrund hat. Er kann das nicht beantworten, nähert
sich dieser Frage jedoch aus vielen verschiedenen Richtungen. Gilles Deleuze
schrieb in seinem berühmten Buch „Das Zeit-Bild- Kino 2“ folgendes: „Die Suche
nach dem Herzen und dem alchimistischen Geheimnis, dem roten Kristall, ist
untrennbar von der Suche nach den kosmischen Grenzen, der höchsten Anspannung
des Geistes und dem tiefsten Grund der Wirklichkeit. Es ist allerdings
notwendig, daß sich das Feuer des Kristalls auf die ganze Manufaktur
ausbreitet, damit die Erde aufhört, eine abgeflachte und amorphe Umwelt zu
sein, die vor dem Rande des Abgrunds innehält, und in sich unendliche
kristalline Potentialitäten entdeckt(...).“ Das Haus brennt. Das Schrecken des
20. Jahrhunderts bewegt sich auf die Welt zu. Und so beginnt es.
Dieser Text wurde von Luca Schepers(@ArafatsSohn) verfasst.
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