In kaum in einem Jahr erscheint es seltsamer, eine Bestenliste des Kinojahres zu erstellen, als nach diesem schier unendlichen und komischen Jahr. Von einem Kinojahr zu sprechen ist eigentlich schon falsch, so waren die Kinos doch kaum genug geöffnet, als dass sich das Kinojahr richtig hätte entfalten können. Eine seltsame Mischung aus Trauer ob der vielen nichterlebten Kinomomente und den umso schöneren Erinnerungen an die wenigen Schönheiten dieses Jahres. Obwohl die Kinosäle für lange Zeit geschlossen waren, bzw. sind, lebt das Kino überall weiter und hat auch in pandemischen Zeiten seine Faszination kein Stück eingebüßt. Im Gegenteil, viel mehr scheint mir die Auseinandersetzung mit Filmen sowohl eine Möglichkeit zur Ablenkung von der äußeren Welt, als auch eine zur Auseinandersetzung mit dieser zu sein. Wie dem auch sei. Hier also zehn Kinofilme, die mir in diesem Jahr sehr viel bedeutet haben.
10. CATS (Tom Hooper)
Ein schwer zu fassender und dadurch so faszinierender Film ist Tom Hooper mit CATS gelungen. Weder lässt sich irgendeine Handlung oder gar Dramaturgie erkennen, sondern der Film besteht aus einer Aneinanderreihung von Tanz- und Gesangsszenen, innerhalb einer einzigen, traumhaften Nacht, deren Ende nie zu kommen scheint und das dann doch plötzlich da ist. Diese starke Verortung des Films in der Fiktion tut ihm unheimlich gut, da er keinen Gedanken an etwas anderes verschwendet, als der eigenen Schönheit und imperfekten Virtuosität zuzuschauen. Die liebevolle Mischung aus Mensch und Katze wirft hier jedenfalls nicht nur die ein oder andere identitätspolitische Frage auf, sondern verleiht dem ganzen Film auch einen sehr eigentümlichen Glanz der Imperfektion. Die großen Emotionen und Sehnsüchte, die der Film in all seinen Figuren findet, strömen unkontrolliert aus den Bildern heraus und machen CATS zu einem auf vielen Ebenen erlebbaren Film. So wie ein Kinobesuch im schönsten Falle ist, so funktioniert auch CATS: Er ist ganz im Moment versunken, faszinierend von dem, was in dieser Welt möglich ist. Bis das Licht wieder angeht und die Katzen verschwinden.
9. CITY HALL (Frederick Wiseman)
Die These, dass die meisten Menschen auf der Welt sehr
nett und freundlich sind, man sich aber lieber auf die unfreundlichen und bösen
Leute konzentriert, mag etwas simpel klingen, aber in kaum einem Film wurde sie
in diesem Jahr so interessant verhandelt wie in CITY HALL. Der Dokumentarfilm
zeigt in etwas mehr als vier Stunden die Arbeit der Bostoner Stadtverwaltung
und insbesondere des Bürgermeisters Marty Walsh. Wisemans beobachtender Blick
ist dabei keineswegs ein neutraler, sondern die Kamera stellt zu jeder Zeit
unmittelbare Zusammenhänge her. Wir sehen Firmenbesuche, Bürgergespräche, Veteranentreffen
oder auch Anhörungen über Strafzettel. In all diesen Szenen ist etwas zu
erkennen, was sich immer mehr zu einem großen Ganzen zusammensetzt, nämlich der
Idee, dass Politik überall stattfindet und vor allem dort, wo Menschen miteinander
leben und die Demokratie als gesellschaftliche Form der Organisation dient. Die
Kamera schaut in CITY HALL nicht nur sehr genau hin, sie möchte mit aller
Vehemenz herausfinden, wie die Kommunikation der Menschen untereinander abläuft
und welche Probleme dabei entstehen. Die Länge des Films ist keineswegs störend,
sondern unbedingt notwendig, um all die Komplexitäten, welche die demokratische
Realität Tag für Tag produziert, angemessen erfassen zu können.
8. BACURAU (Kleber Mendoca Filho)
Schon mit dem sehr tollen AQUARIUS inszenierte Filho
einen Film, der sich mit dem Leben und Zurechtkommen im Kapitalismus
auseinandersetzte. Dabei ging es nicht um Verzweiflung, sondern viel mehr um
den Umgang mit dieser Lebensrealität. BACURAU geht an vielen Stellen noch über
diese Idee hinaus. Das Dorf ist ein Ort des utopischen Zusammenlebens, in dem
die verschiedensten Menschen (ein Mörder, eine Prostituierte, Homo- und
Transsexuelle, Kinder etc.) zusammenleben. Der Film betrachtet diese Menschen
stets als ein Kollektiv, das zwar keineswegs homogen oder widerspruchsfrei ist,
aber im Kern doch zusammenhält. Diesem
Zusammenhalt widmet der Film gerade zu Beginn sehr viel Zeit. Er zeigt in
kleinen Szenen eine große Natürlichkeit im Zusammenleben, etwa wenn ein Mann im
OP-Bett einer Ärztin schlafen darf, weil seine Frau ihn hinausgeworfen hat. Das
in Teilen exzentrisch anmutende Verhalten der Figuren dient keinerlei Ironisierung
oder Überspitzung, sondern soll viel mehr ihre Abweichung von der Norm deutlich
machen. Das Zusammenleben in einem solchen Dorf ist eben keine Idylle, es ist
anstrengend, aber, und das ist der Kern des Films, die lohnenswerte Alternative
zu dem, was sonst (in Brasilien) für Verhältnisse herrschen. Die langsame
Annäherung von etwas Unbestimmtem und Gefährlichen inszeniert Filho auch als
ästhetische Kippbewegung. Wenn Bacurau von der Landkarte verschwindet oder zwei
Motorradfahrer in bunten Klamotten auftauchen, ahnen nicht nur die
Zuschauer*innen, das etwas nicht stimmt, auch der Film beginnt diesen Horror
langsam in sich aufzunehmen. In einer wunderschönen Tanz-Sequenz im Dunkeln des
Dorfes beobachtet der Film liebevoll die vielen Berührungen der
Dorfbewohner*innen und die Körper in ihrer ganzen Beweglichkeit. Die Körper der
weißen Amerikaner werden im Gegensatz dazu als reine Masse und in Uniformen
inszeniert, die schließlich den Anfang vom Ende durch zwei nackte Menschen
erleben. Denn diesen wird ein körperlicher Ausdruck ermöglicht, der letztlich
zu einer wehrhaften Selbstermächtigung führt.
7. TATORT: IN DER FAMILIE (TEIL 1) (Dominik Graf)
So sehr ich den Tatort als Format schätze, so wenig bin
ich in den letzten Jahren dazu gekommen, regelmäßig in die Filme hereinzuschauen.
Wenn nun aber Dominik Graf einmal mehr Regie führt, bringt dies auch mir einen
sonntäglichen Fernsehabend. Die Begeisterung, mit der ich Grafs Filme sehe, kann
ein gewisse Liebe für sein Kino nicht verleugnen und doch hat mich auch dieser
Tatort, der die Geschichte einer italienisch-stämmigen Familie in Dortmund
erzählt, welche sich in Mafiageschäfte verwickeln lässt, einmal mehr sehr
beeindruckt. Graf gelingt es, zwei große Dramen nebeneinander zu erzählen, die
sich an einigen Punkten überschneiden und doch von Anfang an auf ein unendlich
tragisches Finale hinauslaufen. Zum einen die Familie, deren Vater zu hingerissen
von der Idee des Familienoberhauptes und dessen großer Macht ist und sich
deshalb in einen Tunnel ohne Wiederkehr begibt, dessen Frau (toll: Antje Traue)
die Hilfe der Polizei sucht und der auch dieses Organ nicht helfen kann. Zum
anderen die Polizei, größtenteils in Besprechungsräumen und dem Überwachungswagen
zu sehen, deren Ziel der Rettung der Familie ebenfalls in Nichts laufen muss. Die
Münchener Polizisten als beruhigende Beobachter von Farber, der keine Grenzen
mehr kennt und seine junge Kollegin (noch toller: Aylin Tezel) mit in das Drama
hineinzieht, welches diese zuerst nicht überblickt und dann daran zerbricht. Zum
Schluss stehen beide wieder am Kaffeeautomaten. Der Kaffee schmeckt schlecht
und Nora verlässt die Wache. Doch selbst in diesem Moment muss Farber ihr
hinterherrufen.
6. DA 5 BLOODS (Spike Lee)
Nachdem mich das Frühwerk von Spike Lee im Allgemeinen
nie so sehr mitgenommen hat, habe ich große Freude an dem, was er in den
letzten Jahren für Filme gemacht hat. Seine in gewisser Weise logische Abwendung
von allzu klassischen Dramaturgien, kippt in DA 5 Bloods endgültig ins
thesenhafte und essayistische. Die fünf Freunde, die sich Jahrzehnte nach Vietnam
erneut dorthin begeben, um einen Schatz zu finden, bieten einen Anhaltspunkt
zur Auseinandersetzung mit diversen ästhetischen, filmgeschichtlichen und
politischen Themen, sei es Black Lives Matter oder die filmische Aufarbeitung
des Vietnam-Krieges (Apocalypse Now). Das tiefe Trauma, von dem Lee in diesem
Film erzählt, ist kein zeitlich beschränktes, also eines, dass mit Vietnam begann
und dort auch sein Ende finden kann, sondern es ist die traumatische Beziehung
der schwarzen Bevölkerung zu den USA, welche für eben dieses Land in einen
sinnlosen Krieg gezogen ist, nur um festzustellen, dass auch das nichts an
ihrem Stauts der Unterdrückten ändern wird. Das Gefühl eines niemals
aufhörenden Kampfes, egal an welcher Front, ist wohl am stärksten in der am
Ende in den Wahn taumelnden Figur des Paul zu finden. Neben dem steten Wechsel
der filmischen Form (Archivbilder, 4:3-Format etc.), verwandelt sich auch der Film
stetig und immer weiter und Lee versucht gar nicht, dem Einhalt zu gebieten,
sondern lässt eine Auseinandersetzung zu, die ineinanderfließende Identitäten
und Perspektiven zulässt und bis zum Schluss ein Gefühl einer nie endenden wollenden
Auseinandersetzung beschreibt.
5. TOMASSO UND DER TANZ DER GEISTER (Abel Ferrara)
Ein ebenfalls faszinierender Kinobesuch in diesem Jahr war
einer der neuen Filme von Abel Ferrara. Die Figur des von Willam Dafoe
verkörperten Tomasso ist nicht nur aufgrund der offensichtlichen Ähnlichkeit
mit Ferrara so interessant, sondern auch deshalb, weil sie sich in einer
offenkundig stabilen und sehr soliden Lebenssituation befindet und trotzdem immer
kurz davor steht, komplett außer Kontrolle zu geraten. In vielen Szenen zeigt
sich, dass Tomasso ein manchmal etwas unangenehmer, aber eigentlich ruhiger
Mensch ist, der ständig nach Bestätigung von außen sucht und dabei keine
wirkliche Nähe zulässt. Dabei lässt sich die famose Kamera davon nicht aus der
Ruhe bringen und beobachtet sehr auch sich selbst heraus das Geschehen, welches
sich immer wieder auf die Straße verlagert und dabei sehr bereitwillig
abschweift. Die interessantesten Momente entstehen häufig durch die Mehrsprachigkeit
des Films, da Tomasso nur bruchstückhaft italienisch spricht, aber in Rom lebt.
Dieser immer wiederkehrende Moment des Zögerns, wenn man eine fremde Sprache
sprechen muss, zeigt die innere Unsicherheit Tomassos sehr deutlich und das obwohl
ihm dadurch kein wirklicher Schaden entsteht. Es ist dieses Verhältnis von Tomasso
zu seiner Außenwelt, dass die vielen kleinen Szenen, die Dafoe einmal mehr exzellent
spielt, so interessant macht. Ferrara ist erneut ein sehr offen strukturierter
Film mit einem wunderbaren Rhythmus gelungen, dessen Betrachtung sich alleine
aufgrund der besonderen Alltäglichkeit der Szenerie lohnt.
4. DAS FREIWLLIGE JAHR (Ulrich Köhler)
In keinem Film wurde dieses Jahr schöner über das Leben
in einer niedersächsischen Kleinstadt erzählt, als in DAS FREIWILLIGE JAHR. Jette,
die eigentlich zu einem Freiwilligendienst nach Südamerika aufbrechen soll,
dies aber eigentlich gar nicht so gern möchte und ihr Vater haben ein komplexes
Verhältnis, das der Film in sehr amüsanten und traurigen Szenen zum Ausdruck
bringt (gerade der Anfang ist in Bezug auf Väter und Humor sehr lustig). Jette ist
nicht etwa auf der Suche nach sich selbst, sondern sie hat den tiefen Drang
danach, etwas zu verpassen, sie möchte etwas an sich vorbeiziehen lassen. Erwachsenwerden
ist für sie nicht die immer weitergehende Suche nach dem nächsten Schritt im
Leben, sondern vielleicht auch die Erkenntnis, dass die eigene Kleinstadt kein
schlechter Ort ist. Die starke Natürlichkeit, mit der Köhler uns hier an eine
sehr unmittelbare Realität heranführt, tut dem Film sehr gut, weil so auch der
Dialog eine kommunikative Tiefe bekommt, etwa wenn ihr Vater Jette davon
überzeugen möchte, nun endlich mal bei ihrer Organisation anzurufen. Die leicht
unsympathische Charakterzüge des Vaters werden nie allzu unangenehm, sie erscheinen
mehr als ein ambivalentes Bild von bröckelnder Männlichkeit, die sich auf eine
väterliche Autorität zurückzieht und dabei ihre eigene Selbstverzweiflung ignoriert.
3. IL TRADITORE (Marco Bellocchio)
Mehr durch Zufall, so scheint es mir zumindest, zeigte
ein kleines Kino in Frankfurt für einige Sommertage IL TRADITORE. Diesen Film
dann doch auf der großen Leinwand zu sehen, ist ein Glücksfall, denn Bellocchio
erzählt die Geschichte des Tomasso Bruscetta in großen Bildern und Szenen, die auf
eben diese Leinwand gehören. So schwer es mir fällt, aus diesem Film einzelne
Momente herauszuheben, da ich ihn vor allem in seiner Gesamtheit unheimlich
klar und fantastisch inszeniert finde, kann ich trotzdem nicht verhehlen, dass
mich die Szenen vor Gericht unheimlich beeindruckt haben. In wenigen Szenen
wird hier die Geschichte eines ganzen Landes und des damit immer verbundenen
Mafia-Kultes erzählt. Während das Blitzlicht auf Bruscetta einprasselt und er
mit dem Rücken zum Publikum sitzt, stehen im Hintergrund die über 300 Angeklagten
in Käfigen hinter Gittern und werden wie im Zoo der Welt präsentiert, während
sie sich auf eben dieses Spiel einlassen und sich wie Tiere verhalten. Diese
Schauanordnung zeigt die reflexiven Momente der gegenseitigen Beobachtung von
Staat, Bevölkerung und Mafia. Dieser Reflexion fügt Bellocchio außerdem die
große Erzählung des Lebens von Bruscetta hinzu, der nie vor der Mafia und auch
sich selbst fliehen konnte und dessen stete Unruhe niemals beendet werden kann.
2. À L’ABORDAGE (Guillaume Brac)
Guillaume Brac hat definitiv den lustigsten Film des
Jahres gemacht, in welchem er von Felix erzählt, der sich über Nacht in eine junge
Frau verliebt und ihr am nächsten Tag gemeinsam mit seinem Freund Charif in
ihren Familienurlaub nachreist. Bereits die Hinfahrt in diesen Urlaub mittels
einer Mitfahrgelegenheit ist schon sehr amüsant. Der Film macht einem aber nicht
nur schmerzhaft bewusst, was ein unbeschwerter Sommer so alles mit sich bringt,
er hat auch sehr viel für seine Figuren übrig, denen er viel Zeit widmet und
sie in ihren Situationen genau erforscht. Dabei ist er unheimlich gut
geschnitten und findet für alle verschiedenen Figuren die richtige Montagen und
Situationen. Er ist aber niemals schematisch, sondern fließt an vielen Stellen
auch einfach so dahin, beobachtet nur badende Menschen oder lauscht einem alltäglichen
Gespräch. Am Schönsten ist dabei die
Geschichte von Charif, der die junge Mutter Héléna kennenlernt und ihr sehr
zurückhaltend näherkommt. Ihnen beiden ist die letzte Szene vorbehalten, die
das ganze Wunder dieses unendlichen scheinenden Sommers deutlich macht. Dieser
zärtlich-schüchterne Kuss, das Aufwachen am nächsten Morgen, ein letztes Lächeln
zueinander und dann ist es vorbei. Es kann aber niemand behaupten, er hätte
sich nicht sofort auch in diesen Sommer gewünscht.
1. UNDINE (Christian Petzold)
Einer der schönsten, wenn nicht der schönste Kinobesuch, den ich je erlebt hatte. Es war die erste Kinovorführung des Sommers, bevor sie überhaupt wieder offiziell geöffnet hatten. Christian Petzold war vor Ort, sagte einige bewegende Dinge über das Kino und verabschiedete sich mit der Begründung, der Wein sei in Frankfurt so viel besser als in Berlin und das wolle er nun ausnutzen (wer will ihm das verdenken). Sein Film UNDINE hat mich dann einmal mehr sehr mitgenommen und begeistert, weil Petzold hier noch viel weitergeht als in TRANSIT und die beiden Zeitebenen, den Mythos und die Berliner Gegenwart, einander kaum noch berühren lässt, sondern sie nebeneinander herlaufen lässt. Viel lieber möchte der Film Undine und Christoph dabei zuschauen, wie sie einander lieben, weil die Liebe hier nicht als ein Zustand oder eine Beziehungsform begriffen wird, sondern als etwas, was sich in Berührungen, Gesten und Blicken ausdrückt und was immer wieder eine Bestätigung seiner selbst verlangt. Die beiden Liebenden wissen um ihre Liebe, aber man kann ihnen dabei zusehen, wie sie lernen, einander zu lieben, was sich auch in den tollen Unterwasserszenen zeigt. Paula Beer und Franz Rogowski spielen das einmal mehr mit einer faszinierenden Körperlichkeit und Emotionalität zueinander, während Bach sie im Hintergrund begleitet. Aber auch Maryam Zaree, die in Christoph verliebt ist, spielt absolut brillant, weil sie ihrer Figur eine große Zurückhaltung verleiht und doch sofort offensichtlich wird, dass sie ebenso große Gefühle für Christoph hegt. Undine muss schließlich das architektonisch so seltsame Berlin verlassen und ins Wasser zurückkehren. Aber zum Schluss lässt sie Christoph gehen, sie lässt ihn frei. So taucht auch der Film am Ende ab und entlässt mich in den sommerlichen Spaziergang nach Hause. So sehr bewegt hat mich in diesem Jahr nichts.
Gedankenreste:
Tenet (Christopher Nolan): Der erste Nolan-Film, der mir
wirklich Spaß gemacht hat, weil die Prämisse so unsinnig und egal ist, dass der
Film vergnüglich seine Spielchen mit uns treiben kann.
The Woman Who Ran (Hong Sang-Soo): Ich kann nicht viel
mit Katzen anfangen, aber diese hätte ich bei mir aufgenommen. Vielleicht nicht
der beste Hong-Film, aber an vielen Stellen doch wieder sehr schön zu
beobachten, gerade in den kleinen Momenten.
About Endlessness (Roy Andersson): Anderssons Filme entfalten
sich erst Tage später in ihre Ganzheit und das ist ein komisches, aber sehr
schönes Phänomen.
A Hidden Life (Terrence Mallick): Mallick ist der Filmemacher, dessen Filme mich jedes Mal aufs Neue so tief berühren, dass sie die Außenwelt komplett verschwinden lassen.
Fassbinder. Immer wieder Fassbinder.
Druck (Staffel 5: Nora): Wo die ersten vier Staffeln noch
sehr spielerisch und bisweilen eintönig mit Formen jongliert wurde und immer
wieder pädagogische Versatzstücke zu finden waren, dreht die Serie sich
komplett und erzählt die tragische Geschichte einer Figur, die keine Nähe
spüren oder zulassen kann und deshalb durch die Hölle geht und erst ganz zum
Schluss eine Art Erlösung erfahren kann.
Kanon (She She Pop): Sehr berührend. Vielleicht auch nur das, aber das reicht manchmal schon.
10 Jahre Abfuck (Zugezogen Maskulin): Guck was es aus uns gemacht hat.
Werder Bremen vs. Hertha BSC (7.3.2020): Das letzte Spiel vor Publikum mit Hannes und meinen Brüdern in der Kurve. Das tragische Spiel einer kaputten Mannschaft, unermüdlich unterstützt vom leidensfähigen Anhang.
Werder Bremen vs. 1.FC Heidenheim (6.7.2020): Die nicht mehr für möglich gehaltene Erlösung. Nie war es schlimmer, selten war es schöner, Werder-Fan zu sein.
Zehn neue Lieblingsfilme im Jahr 2020:
1. Sansho Dayu (Japan 1954, Kenji Mizoguchi)
2. La maison des bois (Frankreich 1971, Maurice Pialat)
3. Dragon Inn (Taiwan 1966, King Hu)
4. Romancing in thin Air (Hongkong/China 2012, Johnnie To)
5. A City of Sadness
(Taiwan 1989, Hou Hsaio-Hsien)
6. The Week Of (USA 2018, Robert Smigel)
7. Don’t Go Breaking My Heart (Hongkong/China 2011, Johnnie
To)
8. The Miracle Woman (USA 1931, Frank Capra)
9. Peking
Opera Blues (Hongkong 1986, Tsui Hark)
10. Das Glück meiner Schwester (Deutschland 1995, Angela
Schanelec)
Funkdramatik (Für alles.)
Nach dem Kino (Für das Sprechen.)
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