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Mittwoch, 30. Dezember 2020

Wie’s kommt ist einerlei-Die besten Filme des Jahres 2020

In kaum in einem Jahr erscheint es seltsamer, eine Bestenliste des Kinojahres zu erstellen, als nach diesem schier unendlichen und komischen Jahr. Von einem Kinojahr zu sprechen ist eigentlich schon falsch, so waren die Kinos doch kaum genug geöffnet, als dass sich das Kinojahr richtig hätte entfalten können. Eine seltsame Mischung aus Trauer ob der vielen nichterlebten Kinomomente und den umso schöneren Erinnerungen an die wenigen Schönheiten dieses Jahres. Obwohl die Kinosäle für lange Zeit geschlossen waren, bzw. sind, lebt das Kino überall weiter und hat auch in pandemischen Zeiten seine Faszination kein Stück eingebüßt. Im Gegenteil, viel mehr scheint mir die Auseinandersetzung mit Filmen sowohl eine Möglichkeit zur Ablenkung von der äußeren Welt, als auch eine zur Auseinandersetzung mit dieser zu sein. Wie dem auch sei. Hier also zehn Kinofilme, die mir in diesem Jahr sehr viel bedeutet haben.

10. CATS (Tom Hooper)

Ein schwer zu fassender und dadurch so faszinierender Film ist Tom Hooper mit CATS gelungen. Weder lässt sich irgendeine Handlung oder gar Dramaturgie erkennen, sondern der Film besteht aus einer Aneinanderreihung von Tanz- und Gesangsszenen, innerhalb einer einzigen, traumhaften Nacht, deren Ende nie zu kommen scheint und das dann doch plötzlich da ist. Diese starke Verortung des Films in der Fiktion tut ihm unheimlich gut, da er keinen Gedanken an etwas anderes verschwendet, als der eigenen Schönheit und imperfekten Virtuosität zuzuschauen. Die liebevolle Mischung aus Mensch und Katze wirft hier jedenfalls nicht nur die ein oder andere identitätspolitische Frage auf, sondern verleiht dem ganzen Film auch einen sehr eigentümlichen Glanz der Imperfektion. Die großen Emotionen und Sehnsüchte, die der Film in all seinen Figuren findet, strömen unkontrolliert aus den Bildern heraus und machen CATS zu einem auf vielen Ebenen erlebbaren Film. So wie ein Kinobesuch im schönsten Falle ist, so funktioniert auch CATS: Er ist ganz im Moment versunken, faszinierend von dem, was in dieser Welt möglich ist. Bis das Licht wieder angeht und die Katzen verschwinden.

9. CITY HALL (Frederick Wiseman)

Die These, dass die meisten Menschen auf der Welt sehr nett und freundlich sind, man sich aber lieber auf die unfreundlichen und bösen Leute konzentriert, mag etwas simpel klingen, aber in kaum einem Film wurde sie in diesem Jahr so interessant verhandelt wie in CITY HALL. Der Dokumentarfilm zeigt in etwas mehr als vier Stunden die Arbeit der Bostoner Stadtverwaltung und insbesondere des Bürgermeisters Marty Walsh. Wisemans beobachtender Blick ist dabei keineswegs ein neutraler, sondern die Kamera stellt zu jeder Zeit unmittelbare Zusammenhänge her. Wir sehen Firmenbesuche, Bürgergespräche, Veteranentreffen oder auch Anhörungen über Strafzettel. In all diesen Szenen ist etwas zu erkennen, was sich immer mehr zu einem großen Ganzen zusammensetzt, nämlich der Idee, dass Politik überall stattfindet und vor allem dort, wo Menschen miteinander leben und die Demokratie als gesellschaftliche Form der Organisation dient. Die Kamera schaut in CITY HALL nicht nur sehr genau hin, sie möchte mit aller Vehemenz herausfinden, wie die Kommunikation der Menschen untereinander abläuft und welche Probleme dabei entstehen. Die Länge des Films ist keineswegs störend, sondern unbedingt notwendig, um all die Komplexitäten, welche die demokratische Realität Tag für Tag produziert, angemessen erfassen zu können.

8. BACURAU (Kleber Mendoca Filho)

Schon mit dem sehr tollen AQUARIUS inszenierte Filho einen Film, der sich mit dem Leben und Zurechtkommen im Kapitalismus auseinandersetzte. Dabei ging es nicht um Verzweiflung, sondern viel mehr um den Umgang mit dieser Lebensrealität. BACURAU geht an vielen Stellen noch über diese Idee hinaus. Das Dorf ist ein Ort des utopischen Zusammenlebens, in dem die verschiedensten Menschen (ein Mörder, eine Prostituierte, Homo- und Transsexuelle, Kinder etc.) zusammenleben. Der Film betrachtet diese Menschen stets als ein Kollektiv, das zwar keineswegs homogen oder widerspruchsfrei ist, aber im Kern doch zusammenhält.  Diesem Zusammenhalt widmet der Film gerade zu Beginn sehr viel Zeit. Er zeigt in kleinen Szenen eine große Natürlichkeit im Zusammenleben, etwa wenn ein Mann im OP-Bett einer Ärztin schlafen darf, weil seine Frau ihn hinausgeworfen hat. Das in Teilen exzentrisch anmutende Verhalten der Figuren dient keinerlei Ironisierung oder Überspitzung, sondern soll viel mehr ihre Abweichung von der Norm deutlich machen. Das Zusammenleben in einem solchen Dorf ist eben keine Idylle, es ist anstrengend, aber, und das ist der Kern des Films, die lohnenswerte Alternative zu dem, was sonst (in Brasilien) für Verhältnisse herrschen. Die langsame Annäherung von etwas Unbestimmtem und Gefährlichen inszeniert Filho auch als ästhetische Kippbewegung. Wenn Bacurau von der Landkarte verschwindet oder zwei Motorradfahrer in bunten Klamotten auftauchen, ahnen nicht nur die Zuschauer*innen, das etwas nicht stimmt, auch der Film beginnt diesen Horror langsam in sich aufzunehmen. In einer wunderschönen Tanz-Sequenz im Dunkeln des Dorfes beobachtet der Film liebevoll die vielen Berührungen der Dorfbewohner*innen und die Körper in ihrer ganzen Beweglichkeit. Die Körper der weißen Amerikaner werden im Gegensatz dazu als reine Masse und in Uniformen inszeniert, die schließlich den Anfang vom Ende durch zwei nackte Menschen erleben. Denn diesen wird ein körperlicher Ausdruck ermöglicht, der letztlich zu einer wehrhaften Selbstermächtigung führt.

7. TATORT: IN DER FAMILIE (TEIL 1) (Dominik Graf)

So sehr ich den Tatort als Format schätze, so wenig bin ich in den letzten Jahren dazu gekommen, regelmäßig in die Filme hereinzuschauen. Wenn nun aber Dominik Graf einmal mehr Regie führt, bringt dies auch mir einen sonntäglichen Fernsehabend. Die Begeisterung, mit der ich Grafs Filme sehe, kann ein gewisse Liebe für sein Kino nicht verleugnen und doch hat mich auch dieser Tatort, der die Geschichte einer italienisch-stämmigen Familie in Dortmund erzählt, welche sich in Mafiageschäfte verwickeln lässt, einmal mehr sehr beeindruckt. Graf gelingt es, zwei große Dramen nebeneinander zu erzählen, die sich an einigen Punkten überschneiden und doch von Anfang an auf ein unendlich tragisches Finale hinauslaufen. Zum einen die Familie, deren Vater zu hingerissen von der Idee des Familienoberhauptes und dessen großer Macht ist und sich deshalb in einen Tunnel ohne Wiederkehr begibt, dessen Frau (toll: Antje Traue) die Hilfe der Polizei sucht und der auch dieses Organ nicht helfen kann. Zum anderen die Polizei, größtenteils in Besprechungsräumen und dem Überwachungswagen zu sehen, deren Ziel der Rettung der Familie ebenfalls in Nichts laufen muss. Die Münchener Polizisten als beruhigende Beobachter von Farber, der keine Grenzen mehr kennt und seine junge Kollegin (noch toller: Aylin Tezel) mit in das Drama hineinzieht, welches diese zuerst nicht überblickt und dann daran zerbricht. Zum Schluss stehen beide wieder am Kaffeeautomaten. Der Kaffee schmeckt schlecht und Nora verlässt die Wache. Doch selbst in diesem Moment muss Farber ihr hinterherrufen.

6. DA 5 BLOODS (Spike Lee)

Nachdem mich das Frühwerk von Spike Lee im Allgemeinen nie so sehr mitgenommen hat, habe ich große Freude an dem, was er in den letzten Jahren für Filme gemacht hat. Seine in gewisser Weise logische Abwendung von allzu klassischen Dramaturgien, kippt in DA 5 Bloods endgültig ins thesenhafte und essayistische. Die fünf Freunde, die sich Jahrzehnte nach Vietnam erneut dorthin begeben, um einen Schatz zu finden, bieten einen Anhaltspunkt zur Auseinandersetzung mit diversen ästhetischen, filmgeschichtlichen und politischen Themen, sei es Black Lives Matter oder die filmische Aufarbeitung des Vietnam-Krieges (Apocalypse Now). Das tiefe Trauma, von dem Lee in diesem Film erzählt, ist kein zeitlich beschränktes, also eines, dass mit Vietnam begann und dort auch sein Ende finden kann, sondern es ist die traumatische Beziehung der schwarzen Bevölkerung zu den USA, welche für eben dieses Land in einen sinnlosen Krieg gezogen ist, nur um festzustellen, dass auch das nichts an ihrem Stauts der Unterdrückten ändern wird. Das Gefühl eines niemals aufhörenden Kampfes, egal an welcher Front, ist wohl am stärksten in der am Ende in den Wahn taumelnden Figur des Paul zu finden. Neben dem steten Wechsel der filmischen Form (Archivbilder, 4:3-Format etc.), verwandelt sich auch der Film stetig und immer weiter und Lee versucht gar nicht, dem Einhalt zu gebieten, sondern lässt eine Auseinandersetzung zu, die ineinanderfließende Identitäten und Perspektiven zulässt und bis zum Schluss ein Gefühl einer nie endenden wollenden Auseinandersetzung beschreibt.

5. TOMASSO UND DER TANZ DER GEISTER (Abel Ferrara)

Ein ebenfalls faszinierender Kinobesuch in diesem Jahr war einer der neuen Filme von Abel Ferrara. Die Figur des von Willam Dafoe verkörperten Tomasso ist nicht nur aufgrund der offensichtlichen Ähnlichkeit mit Ferrara so interessant, sondern auch deshalb, weil sie sich in einer offenkundig stabilen und sehr soliden Lebenssituation befindet und trotzdem immer kurz davor steht, komplett außer Kontrolle zu geraten. In vielen Szenen zeigt sich, dass Tomasso ein manchmal etwas unangenehmer, aber eigentlich ruhiger Mensch ist, der ständig nach Bestätigung von außen sucht und dabei keine wirkliche Nähe zulässt. Dabei lässt sich die famose Kamera davon nicht aus der Ruhe bringen und beobachtet sehr auch sich selbst heraus das Geschehen, welches sich immer wieder auf die Straße verlagert und dabei sehr bereitwillig abschweift. Die interessantesten Momente entstehen häufig durch die Mehrsprachigkeit des Films, da Tomasso nur bruchstückhaft italienisch spricht, aber in Rom lebt. Dieser immer wiederkehrende Moment des Zögerns, wenn man eine fremde Sprache sprechen muss, zeigt die innere Unsicherheit Tomassos sehr deutlich und das obwohl ihm dadurch kein wirklicher Schaden entsteht. Es ist dieses Verhältnis von Tomasso zu seiner Außenwelt, dass die vielen kleinen Szenen, die Dafoe einmal mehr exzellent spielt, so interessant macht. Ferrara ist erneut ein sehr offen strukturierter Film mit einem wunderbaren Rhythmus gelungen, dessen Betrachtung sich alleine aufgrund der besonderen Alltäglichkeit der Szenerie lohnt.

4. DAS FREIWLLIGE JAHR (Ulrich Köhler)

In keinem Film wurde dieses Jahr schöner über das Leben in einer niedersächsischen Kleinstadt erzählt, als in DAS FREIWILLIGE JAHR. Jette, die eigentlich zu einem Freiwilligendienst nach Südamerika aufbrechen soll, dies aber eigentlich gar nicht so gern möchte und ihr Vater haben ein komplexes Verhältnis, das der Film in sehr amüsanten und traurigen Szenen zum Ausdruck bringt (gerade der Anfang ist in Bezug auf Väter und Humor sehr lustig). Jette ist nicht etwa auf der Suche nach sich selbst, sondern sie hat den tiefen Drang danach, etwas zu verpassen, sie möchte etwas an sich vorbeiziehen lassen. Erwachsenwerden ist für sie nicht die immer weitergehende Suche nach dem nächsten Schritt im Leben, sondern vielleicht auch die Erkenntnis, dass die eigene Kleinstadt kein schlechter Ort ist. Die starke Natürlichkeit, mit der Köhler uns hier an eine sehr unmittelbare Realität heranführt, tut dem Film sehr gut, weil so auch der Dialog eine kommunikative Tiefe bekommt, etwa wenn ihr Vater Jette davon überzeugen möchte, nun endlich mal bei ihrer Organisation anzurufen. Die leicht unsympathische Charakterzüge des Vaters werden nie allzu unangenehm, sie erscheinen mehr als ein ambivalentes Bild von bröckelnder Männlichkeit, die sich auf eine väterliche Autorität zurückzieht und dabei ihre eigene Selbstverzweiflung ignoriert.

3. IL TRADITORE (Marco Bellocchio)

Mehr durch Zufall, so scheint es mir zumindest, zeigte ein kleines Kino in Frankfurt für einige Sommertage IL TRADITORE. Diesen Film dann doch auf der großen Leinwand zu sehen, ist ein Glücksfall, denn Bellocchio erzählt die Geschichte des Tomasso Bruscetta in großen Bildern und Szenen, die auf eben diese Leinwand gehören. So schwer es mir fällt, aus diesem Film einzelne Momente herauszuheben, da ich ihn vor allem in seiner Gesamtheit unheimlich klar und fantastisch inszeniert finde, kann ich trotzdem nicht verhehlen, dass mich die Szenen vor Gericht unheimlich beeindruckt haben. In wenigen Szenen wird hier die Geschichte eines ganzen Landes und des damit immer verbundenen Mafia-Kultes erzählt. Während das Blitzlicht auf Bruscetta einprasselt und er mit dem Rücken zum Publikum sitzt, stehen im Hintergrund die über 300 Angeklagten in Käfigen hinter Gittern und werden wie im Zoo der Welt präsentiert, während sie sich auf eben dieses Spiel einlassen und sich wie Tiere verhalten. Diese Schauanordnung zeigt die reflexiven Momente der gegenseitigen Beobachtung von Staat, Bevölkerung und Mafia. Dieser Reflexion fügt Bellocchio außerdem die große Erzählung des Lebens von Bruscetta hinzu, der nie vor der Mafia und auch sich selbst fliehen konnte und dessen stete Unruhe niemals beendet werden kann.

2. À L’ABORDAGE (Guillaume Brac)

Guillaume Brac hat definitiv den lustigsten Film des Jahres gemacht, in welchem er von Felix erzählt, der sich über Nacht in eine junge Frau verliebt und ihr am nächsten Tag gemeinsam mit seinem Freund Charif in ihren Familienurlaub nachreist. Bereits die Hinfahrt in diesen Urlaub mittels einer Mitfahrgelegenheit ist schon sehr amüsant. Der Film macht einem aber nicht nur schmerzhaft bewusst, was ein unbeschwerter Sommer so alles mit sich bringt, er hat auch sehr viel für seine Figuren übrig, denen er viel Zeit widmet und sie in ihren Situationen genau erforscht. Dabei ist er unheimlich gut geschnitten und findet für alle verschiedenen Figuren die richtige Montagen und Situationen. Er ist aber niemals schematisch, sondern fließt an vielen Stellen auch einfach so dahin, beobachtet nur badende Menschen oder lauscht einem alltäglichen Gespräch.  Am Schönsten ist dabei die Geschichte von Charif, der die junge Mutter Héléna kennenlernt und ihr sehr zurückhaltend näherkommt. Ihnen beiden ist die letzte Szene vorbehalten, die das ganze Wunder dieses unendlichen scheinenden Sommers deutlich macht. Dieser zärtlich-schüchterne Kuss, das Aufwachen am nächsten Morgen, ein letztes Lächeln zueinander und dann ist es vorbei. Es kann aber niemand behaupten, er hätte sich nicht sofort auch in diesen Sommer gewünscht.

1. UNDINE (Christian Petzold)

Einer der schönsten, wenn nicht der schönste Kinobesuch, den ich je erlebt hatte. Es war die erste Kinovorführung des Sommers, bevor sie überhaupt wieder offiziell geöffnet hatten. Christian Petzold war vor Ort, sagte einige bewegende Dinge über das Kino und verabschiedete sich mit der Begründung, der Wein sei in Frankfurt so viel besser als in Berlin und das wolle er nun ausnutzen (wer will ihm das verdenken). Sein Film UNDINE hat mich dann einmal mehr sehr mitgenommen und begeistert, weil Petzold hier noch viel weitergeht als in TRANSIT und die beiden Zeitebenen, den Mythos und die Berliner Gegenwart, einander kaum noch berühren lässt, sondern sie nebeneinander herlaufen lässt. Viel lieber möchte der Film Undine und Christoph dabei zuschauen, wie sie einander lieben, weil die Liebe hier nicht als ein Zustand oder eine Beziehungsform begriffen wird, sondern als etwas, was sich in Berührungen, Gesten und Blicken ausdrückt und was immer wieder eine Bestätigung seiner selbst verlangt. Die beiden Liebenden wissen um ihre Liebe, aber man kann ihnen dabei zusehen, wie sie lernen, einander zu lieben, was sich auch in den tollen Unterwasserszenen zeigt. Paula Beer und Franz Rogowski spielen das einmal mehr mit einer faszinierenden Körperlichkeit und Emotionalität zueinander, während Bach sie im Hintergrund begleitet. Aber auch Maryam Zaree, die in Christoph verliebt ist, spielt absolut brillant, weil sie ihrer Figur eine große Zurückhaltung verleiht und doch sofort offensichtlich wird, dass sie ebenso große Gefühle für Christoph hegt. Undine muss schließlich das architektonisch so seltsame Berlin verlassen und ins Wasser zurückkehren. Aber zum Schluss lässt sie Christoph gehen, sie lässt ihn frei. So taucht auch der Film am Ende ab und entlässt mich in den sommerlichen Spaziergang nach Hause. So sehr bewegt hat mich in diesem Jahr nichts.

Gedankenreste:

Tenet (Christopher Nolan): Der erste Nolan-Film, der mir wirklich Spaß gemacht hat, weil die Prämisse so unsinnig und egal ist, dass der Film vergnüglich seine Spielchen mit uns treiben kann.

The Woman Who Ran (Hong Sang-Soo): Ich kann nicht viel mit Katzen anfangen, aber diese hätte ich bei mir aufgenommen. Vielleicht nicht der beste Hong-Film, aber an vielen Stellen doch wieder sehr schön zu beobachten, gerade in den kleinen Momenten.

About Endlessness (Roy Andersson): Anderssons Filme entfalten sich erst Tage später in ihre Ganzheit und das ist ein komisches, aber sehr schönes Phänomen.

A Hidden Life (Terrence Mallick): Mallick ist der Filmemacher, dessen Filme mich jedes Mal aufs Neue so tief berühren, dass sie die Außenwelt komplett verschwinden lassen.

Fassbinder. Immer wieder Fassbinder.

Druck (Staffel 5: Nora): Wo die ersten vier Staffeln noch sehr spielerisch und bisweilen eintönig mit Formen jongliert wurde und immer wieder pädagogische Versatzstücke zu finden waren, dreht die Serie sich komplett und erzählt die tragische Geschichte einer Figur, die keine Nähe spüren oder zulassen kann und deshalb durch die Hölle geht und erst ganz zum Schluss eine Art Erlösung erfahren kann.

Kanon (She She Pop): Sehr berührend. Vielleicht auch nur das, aber das reicht manchmal schon.

10 Jahre Abfuck (Zugezogen Maskulin): Guck was es aus uns gemacht hat.

Werder Bremen vs. Hertha BSC (7.3.2020): Das letzte Spiel vor Publikum mit Hannes und meinen Brüdern in der Kurve. Das tragische Spiel einer kaputten Mannschaft, unermüdlich unterstützt vom leidensfähigen Anhang.

Werder Bremen vs. 1.FC Heidenheim (6.7.2020): Die nicht mehr für möglich gehaltene Erlösung. Nie war es schlimmer, selten war es schöner, Werder-Fan zu sein. 

 

Zehn neue Lieblingsfilme im Jahr 2020:
1. Sansho Dayu (Japan 1954, Kenji Mizoguchi)
2. La maison des bois (Frankreich 1971, Maurice Pialat)
3. Dragon Inn (Taiwan 1966, King Hu)
4. Romancing in thin Air (Hongkong/China 2012, Johnnie To)
5. A City of Sadness (Taiwan 1989, Hou Hsaio-Hsien)

6. The Week Of (USA 2018, Robert Smigel)
7. Don’t Go Breaking My Heart (Hongkong/China 2011, Johnnie To)
8. The Miracle Woman (USA 1931, Frank Capra)
9. Peking Opera Blues (Hongkong 1986, Tsui Hark)

10. Das Glück meiner Schwester (Deutschland 1995, Angela Schanelec)


Funkdramatik (Für alles.)

Nach dem Kino (Für das Sprechen.)



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