Ich
habe viel zu wenig Filme von Agnès Varda gesehen, als dass ich einen ernsthaften
Überblick über ihr Werk haben könnte, doch die Filme, die ich von ihr gesehen
habe, haben mir allesamt gefallen. Doch am meisten verbindet mich immer noch
mit ihrem Film „Le Bonheur“ (1965), den ich vor sieben oder acht Jahren in
einer Originalfassung in einem kleinen Kino in Braunschweig sehen konnte.
Da
ich diesen Film seitdem nicht noch einmal gesehen habe, kann ich mich nur
schemenhaft an das erinnern, was dort passierte. Ich erinnere mich sehr genau
an die grausame Einführung in den Film, die jemand hielt, der den Film
offenkundig nicht gesehen hatte. Mir sagte der Name Agnès Varda zu dem
Zeitpunkt eigentlich gar nichts, aber die Erinnerung an dieses Filmerlebnis ist
immer noch sehr präsent. Vor mir offenbarte sich eine filmische Welt wie ich
sie zuvor eigentlich noch nie gesehen hatte. Die sommerlichen Bilder, die es in
dieser Schönheit wohl nur im französischen Kino geben kann und die darunter
liegenden persönlichen Abgründe der Figuren ließen mich fasziniert zurück.
Vielleicht lag es auch daran, dass ich mir gar nicht bewusst war, welchen Film ich
dort sah und somit eine Unmittelbarkeit und Überraschung verspürte, die wohl
auch damit zusammenhing, dass ich den Film in einem Kinosaal sah. Die Art und
Weise, wie das Bild hier mit seinen Figuren interagiert und dabei niemals dem
Offensichtlichen verfällt, hatte ich in der Art noch nie wirklich erlebt. Heute
würde ich sagen, dass man das leicht verschmitzte Lächeln von Varda in jeder
Sekunde dieses Film sehen kann. Ich erinnere mich an eine Festivität innerhalb
des Dorfes, in dem der Film spielt und an Szenen, die sich mitten im Grünen und
an einem Fluss abspielen. Ich glaube, dass sich dieser Film nur erleben und
nicht nacherzählen lässt, vielleicht eine Tendenz in den Filmen, vielleicht
auch nur ein singulärer Eindruck. Vielleicht liegt es an der Ursprünglichkeit
dieses wichtigen Kinoerlebnisses, dass mich kein Film jemals wieder einen
Sommer so erleben lassen hat und mir so sehr das Verhältnis von Bild und Figur
vor Augen geführt hat. Es ist geradezu bezeichnend, dass ich mir nur grob an
die Handlung erinnere, aber das Gefühl und die Stimmung dieses Films noch sehr
klar vor Augen habe.
Dieser Text wurde von Luca Schepers (@ArafatsSohn) verfasst.
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