PERSONAL
SHOPPER – OLIVIER ASSAYAS
Viele
der besten Filme von Olivier Assayas sind getrieben von einer
unbändigen Lust am Ausprobieren, an der Bewegung und einer enormen
Offenheit. Auch "Personal Shopper" bildet keine Ausnahme
von dieser Regel. Kristen Stewart spielt die titelgebende Personal
Shopperin Maureen, deren Zwillingsbruder Leo drei Monate zuvor
aufgrund eines Herzfehlers verstarb, an dem auch Stewarts Figur
leidet.
Nun wartet sie auf eine Botschaft ihres Bruders auf dem Jenseits, während sie die Klamotteneinkäufe für eine von Nora von Weilstätten gespielte Starfigur namens Kyra erledigt und das ehemalige Wohnhaus ihres Bruders besucht, um auf ein Zeichen seinerseits zu warten.
Nun wartet sie auf eine Botschaft ihres Bruders auf dem Jenseits, während sie die Klamotteneinkäufe für eine von Nora von Weilstätten gespielte Starfigur namens Kyra erledigt und das ehemalige Wohnhaus ihres Bruders besucht, um auf ein Zeichen seinerseits zu warten.
Wie
schon im Vorgänger-Film "Die Wolken von Sils Maria"
interessiert sich Assayas für das Verhältnis zwischen Medien und
Kunst, dieses Mal eingebettet in einen Diskurs über die Verbindung
zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Maureen beschäftigt sich im
Zuge ihres Versuchs der Kontaktaufnahme mit den Werken von Hilna af
Klint, einer Malerin, die einen großen Drang zum Spiritistischen
hatte und zu den wichtigsten Wegbereiterinnen der abstrakten Kunst
gezählt wird. Interessanterweise schaut sie sich deren Bilder nicht
nur in Ausstellungskatalogen, sondern auch auf YouTube an. So wird
das neue Medium zu einer Ausdrucksform für das alte, das
vermeintlich triviale YouTube wird zum Mittler der Hochkultur. Die
Vergangenheit findet ihren Weg in die Gegenwart, neue und alte
Medien kommunzieren miteinander – ähnlich wie das Jenseits und das
Diesseits in diesem von Geistern durchdrungenen Film.
Olivier
Assayas hat einen großen Spaß daran, die wunderbaren Klamotten zu
filmen, die Maureen für ihre Auftraggeberin besorgt, aber auch viel
Freude mit den privaten Outfits der Kristen-Stewart-Figur, die sich
in diversen Stilen versuchen darf. Maureens Leben ist durchzogen von
geisterhaften Präsenzen, sei es der nur über Skype erreichbare
Boyfriend oder Lars Eidingers Figur Ingo, ein Liebhaber von Maureens
Chefin, der alleine durch sein Äußeres und seine Intonation eine
unwirklich wirkende Ausstrahlung besitzt.
Ein
aufrichtiges Interesse an der Funktionsweise und den cinematischen
Darstellungsmöglichkeiten moderner Kommunikation liegt "Personal
Shopper" zugrunde, darin vielleicht vergleichbar mit Dominik
Grafs "Die geliebten Schwestern". Immer wieder erhält
Maureen Textnachrichten von einer unbekannte Nummer, was ohne Zweifel
ebenfalls etwas geisterhaftes hat. Nie verfällt der Film in
zeitdiagnostische Medienkritik, sondern versucht zu ergründen, wo
der Zusammenhang zwischen neuen Medien und dem Spiritismus
vergangener Generation liegen könnte. Eine weitere Parallele zum
Vorgängerfilm: Auch in "Personal Shopper" versucht sich
Assayas an einer anderen Art des Mediums, was in Sils Maria noch der
Superheldenfilm war, ist hier eine Fernsehversion der spiritistischen
Sitzungen des Victor Hugo (sogar mit angepasstem Format!).
"Personal
Shopper" ist kein trauriger Film, aber ein Film über
Traurigkeit und deshalb ist es nur konsequent, dass der Film endet,
bevor das erste Mal Maureens Freund zu sehen ist. Eine Faszination
für die Zusammenhängen und gegenseitigen Beziehungen zwischen
Medien, dem Diesseits und Jenseits, nicht zuletzt auch zwischen
Trauer und Verarbeitung, liegt dem Film zugrunde, offen für alles,
immer auf der Suche nach neuen Fragen und neuen Aspekten.
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