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Freitag, 11. März 2016

Das Jahr 2015



Filme:
Summer Hours – Olivier Assayas
Sowieso viel Assayas geguckt in den letzten Monaten und selbst an den eher unbeliebten (Die wilde Zeit, Boarding Gate) Aspekte toll gefunden.
Anstelle von Summer Hours könnte hier auch Die Wolken von Sils Maria oder Clean stehen, alle drei geprägt von Assayas unheimlichem Verständnis für Zeit und Bewegung, hier in der Geschichte einer französischen Familie, die ihr geerbtes, mit vielen Kunstwerken gesegnetes Haus verkaufen möchte, nachdem die Großmutter verstorben ist. Am Ende holen sich die Jugendlichen das leblos gewordene Haus zurück und feiern ein letztes Mal in diesem Haus. Eines der schönsten, weil intimsten Filmenden überhaupt. Und diese Bewegung, immer daran interessiert, Momente einzufangen, nur um sie im nächsten Moment zu verwerfen, mit dem Mut Brüche zuzulassen und am Ende dann einfach in die titelgebenden Sommerstunden zu entfliehen. Wunderschön.

Clueless! - Amy Heckerling
Schöner Anlass um nicht nur erneut Brittany Murphys frühzeitigen Abgang, sondern auch die zumindest stillgelegte Karriere von Amy Heckerling zu betrauern. Unheimilch schöner, toll geschriebener und stillvoll inszenierter Klassiker des Highschool-Genres, mit einer Alicia Silverstone, für die das Wort "flawless" erfunden wurde. Vielleicht sogar meine liebste Jane-Austen-Adaption, obwohl ich auch für Joe Wrights "Pride and Prejudice"-Adaption sehr viel Liebe übrig habe (was natürlich besonders an Keira Knightley liegt, welche die geborenen Lizzy Bennett ist). Lieblingsszene: Als Brittany Murphy Cher und Dionne anbietet, ihnen Softdrinks mitzubringen. Und alle anderen. Unanständig oft gesehen in 2015.

Kikis kleiner Lieferservice – Hayao Miyazaki
An anderer Stelle von Kollege L. schon lesenswert besprochen , daher nur so viel: Vielleicht mein liebster Ghibli neben dem Takahata-Meisterstück "Die Legende der Prinzessin Kaguya", auch so ein Film der kleinen Gesten, der unaufgesetzen Kindlichkeit, der sich immer auf Augenhöhe mit seiner Hauptfigur begibt, ohne den Alltag der kleinen Hexe zu psychologisieren. Ein Film für Kinder, in allerallerallerbesten Sinne.

Days of Heaven – Terrence Malick
Mein liebster Malick bis jetzt (The Thin Red Line und sein jüngster Film Knight of Cups fehlen mir noch) und defintiv einer der schönsten Filme, die ich in meinem noch verhältnismäßig jungen Leben gesehen habe. Nicht ganz so schwelgerisch wie etwa To the Wonder oder The Tree of Life, aber mit einer geradezu unheimlichen Sogwirkung hinein in die malerischen Aufnahmen, in dieses Amerika, was vielleicht nie existiert hat. Für Malick-Verhältnisse fast schon plotgetrieben, aber doch immerzu voller Besinnlichkeit auf Gefühle, Verletzlichkeit und Bewegung. Und diese Bilder.

Phoenix – Christian Petzold
Auch hier könnten wiederum andere Filme von Petzold stehen, der schon einmal besprochene"Kreise" oder "Barbara", "Phoenix" jedoch hat mich wie kaum ein anderer Film aus den letzten Jahre begleitet, sei es die fast missionarische Begeisterung, mit der ich für diesen so unterschätzten (zumindest in Deutschland, Prophet und eigenes Land gehen wohl tatsächlich nicht zusammen) Film im Freundes- und Familienkreis geworben habe oder der Blick von Nina Hoss auf dem Filmplakat. Ohnehin auch ein Film der Blicke, die Kellerszenen zwischen den wahrscheinlich besten deutschen Schauspielern Ronald Zehrfeld (eat that, Lars Eidinger) und Nina Hoss sind von einer unheimlichen metaphorisch-verstörenden Kraft, finden aber jeder Zeit zu einem emotionalen Anknüpfungspunkt zurück. So spannend und interessant der filminhärente Geschichts- und Opferdiskurs (gerade mit den dazugehörigen Reaktionen aus Deutschland) auch ist, Petzolds Filme beginnen und enden immer mit Leidenschaften, unterdrückenden oder ausgelebten, mit einer fast unaushaltbaren Nähe zu den Figuren. Über das Ende ist schon viel und ausgiebig gesprochen worden. Alles stimmt.

Serien:
The Wire – David Simon
Nachdem die ersten beiden Staffeln, die ich vielleicht aber auch schon 2014 gesehen habe, eher ein intellektuelles Vergnügen waren, überraschten mit die letzten drei Staffeln dieser nicht ganz zu Unrecht als beste aller Serien gehandelte Show mit einer erschreckenden emotionale Tiefe, ohne dabei die eigene Metapher und auch das eigene Anliegen je aus den Augen zu verlieren. Wenn Jimmy McNulty am Ende der fünften Staffel mit einem ernüchterten, aber nicht hoffnungslosen Blick auf die Stadt in sein Auto ansteigt und wir ein letztes Mal dem ewigen Kreislauf, der das Leben und Sterben in Baltimore nun einmal ist, beobachten können, mit der Fayette Mafia Crew als neuen Protagonisten, hat die Sendung eine derart wuchtige Wirkung, wie ich das bisher nur bei Six Feet Under erlebt habe. Für die Ewigkeit.

Immer und immer wieder: Pretty Little Liars
Hierzu habe ich an anderer Stelle bereits eine Vielzahl an Worten verloren, darum an dieser Stelle nur ein kurzer Hinweis darauf, wie groß der Unterhaltunswert von Pretty Little Liars ist (gerade im Vergleich zum ähnlich konzipierten, aber zwischenzeitlich arg lahmen und unangenehmen Gossip Girl). Staffel 4 und 5 stellen hoffentlich nur einen vorläufigen Höhepunkt der Entwicklung dieser im Allgemeinen Kritikerkosmos etwas untergehenden Sendung dar, die vor allen Dingen von Teens geguckt wird, was einer der größten Vorteile der Serie ist. Dazu wie gesagt aber an anderer Stelle mehr.

Veep – Armando Ianucci
Wahrscheinlich die einzige Serie, die auf das Ende von The Wire folgen konnte. Ging es in letzterer auch immer um den Kampf der verzweifelten Hoffnungsvollen gegen ein System aus Mauscheleien, Geld und Statistiken, sind die Figuren in Veep längst über diesen Punkt hinaus. Die herrlich schimpfende Julia Louis-Dreyfus, die sich mit dieser Serie endgültig als eine der besten Comedy-Darstellerinnen Amerikas etabliert, als titelgebende VEEP ohne Ideale, genau wie ihr gesamter, hinreißend komischer, Mitarbeiterstab. VEEP ist das Bild einer Politik, die nur noch aus Schein besteht und darum unter allen komischen Anwandlungen auch eine zutiefst deprimierende Serie, mit Figuren, deren einziger Trost darin besteht, sich über sich und andere Gefangene im System lustig zu machen. Sollte VEEP ein einigermaßen zutreffendes Bild der Wirklichkeit bieten, dann kann auch kein Bernie Sanders helfen.

30 Rock – Tina Fey
Eine fast ebenso komische, aber nicht ansatzweise so bedrückende Serie aus der Feder der SNL-Legende Tina Fey, deren Highlight, zumindest in den von mir gesehenen ersten vier Staffeln, eindeutig Alec Baldwin ist, den ich ohnehin für einen verhältnismäßig unterschätzenden Darsteller halte. Als eine Art Verarbeitung respektive Darstellung des Backstagewahnsinns der Saturday-Night-Live-Jahre von Tina Fey angelegt, entpuppt sich 30 Rock als eine im besten Sinne klassische Sitcom mit viel Liebe zu den eigenen Figuren, immer wieder eingestreuten herzerwärmenden Wohlfühlmomenten und einem großen Talent dazu, den hervorragenden Darstellern Raum für komödiantische Wahnsinnigkeiten zu geben (neben dem bereits gepriesenen Alec Baldwin besonders bemerkenswert: Jack MacBrayer als lebensfroher NBC-Page Kenneth und die wundervolle Jane Krakowski als Leinwanddiva Jenna). SNL. Noch so eine "Entdeckung" meinerseits in diesem Jahr.

Dieser Text wurde von David Schepers(@fantazeromane) verfasst.

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