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Mittwoch, 31. Dezember 2025

Die besten Filme 2025 - Das Nichts zuckt mit den Achseln

 

2025, von hinten betrachtet: Schwankend zwischen Verlieren (Hey Guten Morgen, wie geht´s dir + Caroline Wahls Gesamtwerk inklusive Kiel-Interviews) und Wiederfinden (Hegemann, Kracht, das Ende von Die Holländerinnen, Kochen im falschen Jahrhundert) des Glaubens an die Gegenwartsliteratur, Simon Yates, Isaac del Toro + Richard Carapaz auf der letzten Etappe des Giro d´Italia, Ole Werner verlässt unter unrühmlich Umständen Werder und lässt uns mit Horst Steffen alleine, Borges beendet, Bernhard begonnen. Hohe Höhen und tiefe Tiefen mit Robert Altman. Konstant hingegen Nabokov, Volltext und Emily in Paris.


Zehn Romane:

Thomas Bernhard – Der Untergeher

Honore de Balzac – Glanz und Elend der Kurtisanen

Vladimir Nabokov – Lolita

Clarice Lispector – Nahe dem wilden Herzen

Stendhal – Rot und Schwarz

Johann Wolfgang von Goethe – Die Wahlverwandschaften

Muriel Spark – Töte mich!

Elfirede Jelinek – Die Kinder der Toten

Leo Tolstoi – Der Tod des Iwan Iljitsch

Roberto Bolano - Lumpenroman


Gutes außerhalb der Liste:

If I Had Legs, I´d Kick You – Mary Bronstein

Was Marielle weiß – Frederic Hambalek

Sentimental Value – Joachim Trier

little boy – James Benning

Kontinental 25 – Radu Jude

In the lost lands – Paul WS Anderson

Mother´s Baby – Johanna Moder

A Private Life – Rebecca Zlotkowski


Außer Konkurrenz:

Juror #2 – Clint Eastwood



Die Top Ten:


  1. A House of Dynamite – Kathryn Bigelow

The Medium ist ja bekanntlich The Message und deswegen habe es sowohl Netflix- als auch Idris-Elba-Filme schwer am Jahresende ganz oben zu stehen – hätte A House of Dynamite jedoch das Niveau des ersten (Rebecca-Ferguson-)Drittels gehalten, wäre es mir schwergefallen, ihn aus den Top 5 rauszuhalten. Leider hängt der Film im letzten Drittel (vor dem grandiosen, konsequenten und politisch angemessen unverantwortlichem Finale) ein bisschen durch.


  1. Miroirs No. 3 – Christian Petzold

Nicht jeder Petzold-Film kann so gut wie Roter Himmel, Barbara, Phoenix, Transit, Polizeiruf 110: Kreise, Polizeiruf 110: Wölfe, Die Innere Sicherheit, Yella, Jerichow sein, aber schöne Momente hat natürlich auch Miroirs No. 3 zu bieten, nicht zuletzt in Matthias Brandts wunderbar unglaubwürdigen Darstellung eines KFZ-Mechanikers. Teil 1 des Triptychons über die Grausamkeit des Landlebens im diesjährigen deutschsprachigen Film.


  1. Baby Assassins: Everyday – Yugo Sakamoto

Stellvertretend für die gesamte Reihe, bringt der TV-Ableger der beiden postuniversitären Auftragskillerinnen doch die beiden großen Tragiken des Lebens (einen Job zu haben + keinen Job zu haben) auf den Punkt. Oder um es mit Armond White zu sagen: Baby Assassins > Stromberg – Wieder alles wie immer: Glanz und Elend der Serienmörder vs. Nostalgie-Influencing


  1. Volvereis – Jonas Trueba

Was heißt hier Ende?


  1. In die Sonne schauen – Mascha Schilling

Wieder Thomas Bernhard: "Die Leute, die auf das Land gehen, gehen auf dem Land ein und sie führen eine groteske Existenz, die sie zuerst in die Verdummung und dann in den lächerlichen Tod führt. Einem Großstadtmenschen empfehlen, auf das Land zu gehen, ist eine internistische Gemeinheit, dachte ich" (Der Untergeher). Dem etwas abgeschmackten Schlussbild zu Trotz ein notwendiges Korrektiv zur allgemeinen Juli-Zeh-Hegemonie.


  1. Emanuelle – Audrey Diwan

Schönste Überraschung des Kinojahres: Anthony Wong taucht plötzlich auf. Die Vereinsamung der Hauptfigur kann ich nicht zuletzt deswegen nachvollziehen, weil ich der einzige deutsche Kinointeressierte bin, den es nicht zu Terza Visione oder Hofbauer-Kongress zieht.


  1. Henry Fonda for President – Alexander Horwath

Normalerweise würde ich hier (wie bei solchen Filmen immer) cinephile Vorerkrankung diagnostizieren und sicherlich sind nicht alle der politischen Schlüsse, die Horwarth zieht wirklich so erkenntnisreich, wie es einem im Moment des Schauen vorkommt. Aber andererseits habe ich versucht, mir Rebecca Millers Mr. Scorsese "Dokumentation" anzugucken und bin nach King of Comedy entnervt ausgestiegen.


  1. Nachmittage der Einsamkeit – Albert Serra

Ein großer Film über die Sinnlosigkeit. Am Ende der Nachmittage der Einsamkeit bleibt völlig im Ungewissen, was genau Publikum und Akteure am Stierkampf faszinierend. Die notwendige Körperbeherrschung ist etwa drei Minuten milde interessant zu betrachten, der Kampf zwischen Natur und Mensch ist keiner. Doch Serras Film findet eine Sprache für die Körperlichkeit der Langeweile.


  1. Sehnsucht in Sangerhausen – Julian Radlmaier

Nachdem einige der bisherigen Radlmaier-Filme etwas über Gebühr auserzählte Witze waren, die mit zunnehmendem Verblassen der Erinnerung an die eigene Geisteswissenschaftsbachelorzeit immer weniger lustig wirkten, ist Sehnsucht in Sangerhausen ein Quantensprung. Nicht nur wegen der wie immer wunderbaren Henriette Confurius fühlte ich mich sehr an Dominik Grafs Meilenstein Die geliebten Schwestern erinnert, gerade in der Art wie auch in Sehnsucht in Sangerhausen die Figuren durch die Wellen der Geschichte schwimmen, was mich zum besten Film des Jahres bringt:


  1. Caught By The Tides – Jia Zhang-ke

Ich habe gestern Abend zum ersten Mal Yi Yi von Edward Yang gesehen und die Kontinuitäten zu Caught By The Tides liegen auf der Hand. Zwei weitere Ansatzpunkte zur Entschlüsselung: Der große Gatsby (Roman, nicht Film) und der einigermaßen zahnlose One Battle After Another (sowohl Roman als auch Film). Jia Zhang-ke geht es nicht um die letzten großen Fragen der Menschheit, sondern um die Antworten darauf.


Und zum Abschluss zehn neue Lieblingsfilme 2025:

Yi Yi – Edward Yang

The Life and Death of Colonel Blimp – Michael Powell & Emeric Pressburger

La Flor – Mariano Llinas

California Split – Robert Altman

Princess Yang Kwei-fei – Kenji Mizoguchi

A Bride for Rip van Winkle – Shunji Iwai

Menus-Plaisirs, les Troisgros – Frederick Wiseman

Platform – Jia Zhangke

The Unknown – Tod Browning

Cure – Kiyoshi Kurosawa



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