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Freitag, 29. März 2019

Le Bonheur-Eine kleine, verblassende Erinnerung an Agnès Varda

Ich habe viel zu wenig Filme von Agnès Varda gesehen, als dass ich einen ernsthaften Überblick über ihr Werk haben könnte, doch die Filme, die ich von ihr gesehen habe, haben mir allesamt gefallen. Doch am meisten verbindet mich immer noch mit ihrem Film „Le Bonheur“ (1965), den ich vor sieben oder acht Jahren in einer Originalfassung in einem kleinen Kino in Braunschweig sehen konnte.
Da ich diesen Film seitdem nicht noch einmal gesehen habe, kann ich mich nur schemenhaft an das erinnern, was dort passierte. Ich erinnere mich sehr genau an die grausame Einführung in den Film, die jemand hielt, der den Film offenkundig nicht gesehen hatte. Mir sagte der Name Agnès Varda zu dem Zeitpunkt eigentlich gar nichts, aber die Erinnerung an dieses Filmerlebnis ist immer noch sehr präsent. Vor mir offenbarte sich eine filmische Welt wie ich sie zuvor eigentlich noch nie gesehen hatte. Die sommerlichen Bilder, die es in dieser Schönheit wohl nur im französischen Kino geben kann und die darunter liegenden persönlichen Abgründe der Figuren ließen mich fasziniert zurück. Vielleicht lag es auch daran, dass ich mir gar nicht bewusst war, welchen Film ich dort sah und somit eine Unmittelbarkeit und Überraschung verspürte, die wohl auch damit zusammenhing, dass ich den Film in einem Kinosaal sah. Die Art und Weise, wie das Bild hier mit seinen Figuren interagiert und dabei niemals dem Offensichtlichen verfällt, hatte ich in der Art noch nie wirklich erlebt. Heute würde ich sagen, dass man das leicht verschmitzte Lächeln von Varda in jeder Sekunde dieses Film sehen kann. Ich erinnere mich an eine Festivität innerhalb des Dorfes, in dem der Film spielt und an Szenen, die sich mitten im Grünen und an einem Fluss abspielen. Ich glaube, dass sich dieser Film nur erleben und nicht nacherzählen lässt, vielleicht eine Tendenz in den Filmen, vielleicht auch nur ein singulärer Eindruck. Vielleicht liegt es an der Ursprünglichkeit dieses wichtigen Kinoerlebnisses, dass mich kein Film jemals wieder einen Sommer so erleben lassen hat und mir so sehr das Verhältnis von Bild und Figur vor Augen geführt hat. Es ist geradezu bezeichnend, dass ich mir nur grob an die Handlung erinnere, aber das Gefühl und die Stimmung dieses Films noch sehr klar vor Augen habe. 
Dieser Text wurde von Luca Schepers (@ArafatsSohn) verfasst.

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